1.  Der Kompetenznachweis Kultur wird in Angebote der kulturellen Jugendbildung vergeben, die freiwillig und teilnehmerorientiert sind sowie Möglichkeiten der Partizipation eröffnen. Der Kompetenznachweis Kultur kann überdies für künstlerische und kulturpädagogische Projekte auch in der Schule vergeben werden, wenn diese Bedingungen erfüllt sind.

  2. Der Kompetenznachweis Kultur dokumentiert Selbst-, Sozial und Methodenkompetenzen, die Jugendliche und junge Erwachsene in Angeboten der kulturellen Kinder- und Jugendbildung erworben bzw. gestärkt haben.

  3. Zum Nachweis dieser Kompetenzen wurde ein eigenes Verfahren entwickelt, für das Fachkräfte, die im Feld der kulturellen Jugendbildung arbeiten, ein entsprechendes Fortbildungszertifikat erwerben.

  4. Der Kompetenznachweis Kultur ist das Ergebnis von gemeinsamer Beobachtung und dem Dialog zwischen Fachkraft und Jugendlichem. Die Fachkraft vergibt den Kompetenznachweis Kultur nur dann, wenn das Nachweisverfahren vollständig durchgeführt worden ist. Die Verantwortung hierfür trägt die Fachkraft selbst.

  5. Jeder Jugendliche entscheidet selbst, ob er einen Kompetenznachweis Kultur erwerben möchte. Der Kompetenznachweis Kultur wird an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 (empfohlenes Mindestalter) und 27 Jahren vergeben.

  6. Für den Erhalt des Kompetenznachweises Kultur müssen Jugendliche oder jungen Erwachsenen aktiv an einem Angebot der kulturellen Jugendbildung (empfohlen werden mindestens 50 Stunden) und am Prozess des Nachweisverfahrens teilgenommen haben.

Muss man ein bestimmtes Alter haben, um den Kompetenznachweis Kultur bekommen zu können?
Jeder Jugendliche entscheidet selbst, ob er einen Kompetenznachweis Kultur erhalten möchte. Der Kompetenznachweis Kultur wird an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 (empfohlenes Mindestalter) und 27 Jahren vergeben.

Wie lang müssen Jugendliche an Kursen oder Projekten o. ä. teilgenommen haben, um den Kompetenznachweis Kultur bekommen zu können?
Es muss gewährleistet sein, dass alle Schritte des Kompetenznachweisverfahrens durchgeführt werden können. Die Fachkraft entscheidet darüber, ob dies für ihr Angebot zutrifft. Empfohlen wir eine Mindestdauer des Projektes/Kurses von 50 Stunden. Es ist beispielsweise auch möglich, dass Jugendliche einen Nachweis erhalten, wenn die über einen langen Zeitraum immer wieder an kürzeren Einzelveranstaltungen aktiv teilgenommen haben.

Erhält eine Einrichtung die Berechtigung, den Kompetenznachweis Kultur zu vergeben?
Nein, nicht die Einrichtung, sondern die Fachkräfte erhalten die Berechtigung zur Vergabe des Kompetenznachweis Kultur. Sie können diese Zusatzqualifikation somit an verschiedenen Stellen einsetzen. Eine Einrichtung, deren überwiegender Teil der MitarbeiterInnen die Qualifikation als Kompetenznachweis Kultur-BeraterIn erworben hat, kann mit diesem zusätzlichen Angebot "als Einrichtung" werden.

Dokumentiert der Kompetenznachweis Kultur die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen?
Der Kompetenznachweis Kultur macht eine Momentaufnahme des Kompetenzprofils von Jugendlichen in Abhängigkeit von dem beschriebenen Projekt, dem Kurs etc., an dem er teilgenommen hat. Eine Entwicklung im Sinne eines Fortschritt oder eines Rückschritts wird somit nicht gemessen, sondern das Vorhandensein individueller Schlüsselkompetenzen zu einen bestimmten Zeitpunkt.

Bewertet der Kompetenznachweis Kultur Schlüsselkompetenzen?
Er bewertet, indem er sie detailliert beschreibt. Er bewertet nicht, wenn damit eine Einordnung in unterschiedliche Niveaus oder gar Noten gemeint ist. Er zeichnet aus, was einzelne Jugendliche gut können!

Ist es schwer, dem Kompetenznachweis Kultur zu vergeben?
Nein, das Verfahren ist an die alltägliche Praxis von Pädagogen angelehnt, d. h. in der Fortbildung der Fachkräfte werden solche Arbeitsschritte vertieft, die in der Regel bei der Arbeit sowieso angewendet werden. Punktuell kommt selbstverständlich ein wenig Aufwand hinzu, weil der gesamte Prozess eine intensive und systematische Auseinandersetzung mit den Jugendlichen erfordert.

Was bringt der Kompetenznachweis Kultur den Einrichten?
Einrichtungen können auf die Frage antworten; wie gut sind wir? Die einzelnen Kompetenznachweise belegen nachvollziehbar für Dritte, was eine Einrichtung leistet. Sie dokumentieren die bildende Wirkung in Form von Schlüsselkompetenzen, die in der Einrichtung vermittelt werden. Insgesamt sind sie durchaus ein Beleg für die Qualität der Arbeit.

Der Kompetenznachweis Kultur ist in erster Linie für die Jugendlichen selbst gedacht. Er sensibilisiert sich für die eigenen Stärken und Fähigkeiten. Damit stellt er einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und eine Unterstützung beim Einstieg in das Berufsleben dar.

Der Kompetenznachweis Kultur kann bei der Bewerbung für ein Praktikum, eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz eingesetzt werden. Personalverantwortliche können sich mit ihm ein Bild von den Stärken und Kenntnissen eines Bewerbers machen, ohne sich nur auf ein Schulzeugnis verlassen zu müssen. Der Kompetenznachweis Kultur gibt deshalb gerade auch solchen Jugendlichen eine Chance, deren schulische Leistungen nicht ausreichend sind.

Der Kompetenznachweis Kultur wird ausschließlich von Fachkräften vergeben, die sich hierfür in den entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen fortgebildet haben.

Vergeben wird der Kompetenznachweis Kultur in den jeweiligen Einrichtungen bzw. Projekten der kulturellen Jugendbildung, in denen die Jugendlichen an dem Nachweisverfahren teilgenommen haben. Die Teilnahme an diesem dialogischen Prozess ist grundsätzlich freiwillig. Erarbeitet wird der Kompetenznachweis Kultur immer gemeinsam mit den Jugendlichen (Selbst- und Fremdwarnehmung).

Der Kompetenznachweis Kultur wird von der Einrichtung, in der er erworben wurde, dem entsprechenden Landes- oder Fachverband und der BKJ durch Stempel und Unterschrift anerkannt. Der Nachweis geht in den Besitz der Jugendlichen über und sie können es entsprechend ihren Interessen einsetzten.

Um den Kompetenznachweis Kultur anzuwenden, bieten die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (bkj) und ihre Mitgliederorganisationen eine Fortbildung an, die die notwendigen Kenntnisse und Methoden zur Umsetzung vermittelt. Die Fortbildung sensibilisiert für die Wirkungen der eigenen Praxis und vermittelt das Handwerkszeug, wie durch Beobachtung und Dialog gemeinsam mit den Jugendlichen ein qualifizierter Kompetenznachweis Kultur erarbeitet werden kann.

Die Fortbildung findet in zwei Kursphasen statt, die in den Umgang mit dem Kompetenznachweis Kultur und das zugrunde liegende Kompetenznachweisverfahren einführen. Zwischen beiden Kursteilen liegt eine Praxisphase, in der die Methoden praktisch erprobt werden. Teilnahmevoraussetzung ist die Tätigkeit in einem Praxisfeld der kulturellen Jugendbildung und die Möglichkeit, den gesamten Prozess zum Kompetenznachweis Kultur zu erproben.

Nach Abschluss der Fortbildung erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, das dazu berechtigt, den Kompetenznachweis Kultur auszustellen und zu vergeben.

Um den Kompetenznachweis Kultur in der Praxis anwenden zu können, müssen haupt-, neben-- und ehrenamtliche Fachkräfte in einem gemeinsamen Prozess mit den Jugendlichen den Blick schärfen für das, was in einem Kurs oder Projekt gelernt werden kann und welche Wirkungen die Teilnahme auf den Einzelnen hat. Um dies tun zu können, hat die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (bkj) vier Arbeitsschritte entwickelt. Sie knüpfen an die tägliche Praxis der Fachkräfte der kulturellen Jugendbildung an:

1. Schritt: Praxisanalyse
Systematisch wird festgehalten, welche Schlüsselkompetenzen im Rahmen der konkreten kulturell-künstlerischen Aktivität erworben werden können. Dies ergibt sich aus aus den Anforderung des geplanten Projektes

2. Schritt: Beobachten
Die Fachkraft beobachtet, welche Kompetenzen und Fähigkeiten des Jugendlichen im Rahmen seiner aktiven Teilnahme am Projekt oder Kurs sichtbar werden. Der Jugendliche selbst schult die Selbstwahrnehmung, indem er sich und sein Tun in den Blick nimmt.

3. Schritt: Dialog
Im Gespräch tauschen sich Fachkraft und der Jugendliche über ihre Erfahrungen aus. Dieser Dialog kann auch in einer spielerischen/gestalterischen Weise stattfinden. Hier gibt es viele Möglichkeiten.

4. Schritt: Beschreibung
Der Kompetenznachweis Kultur wird erstellt. Fachkraft und Jugendlicher stimmen sich über den beschriebenen Inhalt ab. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Stärken und Fähigkeiten des Jugendlichen.



 

Jeder Jugendliche entscheidet selbst, ob er für seine Aktivitäten in der kulturellen Bildungsarbeit einen Kompetenznachweis Kultur erhalten möchte. Darüber hinaus gehört es zum Konzept, dass Jugendliche aktiv an der Erstellung ihres Kompetenznachweises Kultur mitarbeiten. Auf diese Weise werden sie für ihre eigenen Stärken sensibilisiert. Der Kompetenznachweis Kultur gibt dem Jugendlichen eine deutliche Wertschätzung für das, was er im Rahmen eines kulturpädagogischen/künstlerischen Projektes geleistet hat - der Jugendliche gibt sich durch seine Mitarbeit diese Wertschätzung aber auch selbst. Ein entscheidender Unterschied zum Zeugnis oder zur Teilnahmebescheinigung.

Der gesamte Prozess bis zur Fertigstellung des Kompetenznachweises Kultur lebt von Partizipation und - durchaus auch kritischer - Reflexion. Die Teilnahme stellt somit für die Jugendlichen eine Anforderung dar, die selbst wiederum Kompetenzen fordert und fördert.

In Bewerbungsgespräch kann der Kompetenznachweis Kultur Impuls für ein Gespräch über besondere Fähigkeiten sein. Der Jugendliche spiegelt in diesem Gespräch das, was der Kompetenznachweis Kultur beschreibt, glaubhaft wieder und kann über die kulturell-künstlerische Arbeit sowie über den Prozess zum Kompetenznachweis Kultur Auskunft geben, weil er selbst aktiv beteiligt war. Er ist somit der "lebendige Beweis" für die Qualität dieses Zertifikats.

Viele Jugendliche verbringen ihre Freizeit in kulturpädagogischen Einrichtungen und Projekten wie Jugendkunst- und Musikschulen, Theater- und Tanzwerkstätten, Literaturbüros oder Medienzentren, im Kindermuseum, im Jugendzirkus. Dass junge Menschen in dieser Zeit viel lernen - auch jenseits der eigentlichen "Fachdisziplin" - steht für alle Beteiligten außer Frage. Kulturelle Bildungsarbeit fördert eine Vielzahl von Schlüsselkompetenzen: Kreativität, Teamgeist und Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen und Flexibilität, Organisationstalent und Improvisationsfähigkeit, um nur einige zu nennen.

Die Einrichtung und Angebote der kulturellen Bildung bieten für viele jungen Menschen wichtige Lebenschancen. Die hier gemachten Erfahrungen prägen ihre Persönlichkeit, ihre Werthaltung und Weltsicht. Bislang gab es für diese Lernerfahrungen keinen sichtbaren Nachweis und damit wenig Anerkennung für die in der kulturellen Bildungsarbeit entwickelten Stärken. Die Wirkungen kultureller Bildung sichtbar zu machen und Jugendliche durch eine deutliche Anerkennung ihrer individuellen Leistungen zu unterstützen, ist Ziel des Kompetenznachweis Kultur.


Der Kompetenznachweis Kultur ist ein Bildungspass. Er dokumentiert schwarz auf weiß die Wirkungen der kulturellen Bildungsarbeit für den einzelnen Jugendlichen. Er wurde in enger Zusammenarbeit mit PraktikerInnen der kulturellen Jugendbildung, mit WissenschaftlerInnen aus der Kompetenzforschung und VertreterInnen der Wirtschaft entwickelt.

Der Kompetenznachweis Kultur besteht aus einer prägnanten Beschreibung der künstlerischen Aktivitäten und der sichtbare gewordenen individuellen Stärken des Jugendlichen. Zum Nachweis von Schlüsselkompetenzen wurde ein entsprechendes Verfahren entwickelt, das Multiplikatoren der kulturellen Jugendbildung in einer Fortbildung erlernen können.



 

Jugendliche leben heute in einer Gesellschaft, die an sie hohe Anforderungen stellt. Sie müssen ihr Leben selbst in die Hand nehmen und es angesichts sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Veränderungen immer wieder neu eigenverantwortlich gestalten: sei es bei der Bewältigung von alltäglichen Situationen in der Familie, in der Freizeit, in der Schule oder bei der Planung einer beruflichen Perspektive.

Um ihr Leben verantwortungsvoll zu meistern, brauchen Jugendliche neben einer soliden Schul- und Berufsbildung Fähigkeiten, die weniger mit Wissen als vielmehr mit Lebenskunst zu tun haben. Sie brauchen Gewissheit über die eigenen Stärken, Mut, die Dinge kritisch zu betrachten, Vertrauen in die eigene Kraft und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen für sich und andere.

Solche Schlüsselkompetenzen sind wichtig für die Entfaltung der Persönlichkeit, für den beruflichen Erfolg und die Mitgestaltung der Gesellschaft. Sie werden nicht nur in der Schule oder in der Ausbildung erworben. Man erwirbt sie auch im Zusammenleben mit der Familie, in der Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen, im Alltag und in Einrichtungen und Projekten der kulturellen Bildungsarbeit.

 

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