„Die Physiker“ - Review

Die Sommertournee ist vorüber, an sieben Terminen und verschiednen Spielorten erzählte Dürrenmatts Stück von unserer immer wahnsinniger werdenden Welt.
Es ging um nichts weniger als das Überleben der Menschheit und Hoffnung für die Welt.

Die spiel‐ und theaterpädagogische Arbeit des Kinder‐ und Jugendpfarramtes der EKM gibt es länger, als die Berliner Mauer stand: Im nächsten Jahr ist 30‐jähriges Jubiläum. Daran darf man sich im August ruhig einmal erinnern. Es wird aber nicht nur gejubelt, es wird auch gearbeitet: Im kommenden Dezember (Kennlerntag am 10.12.) startet ein neuer Fortbildungskurs „Theaterpädagogik“, der in zwei Jahren in ein Sommertheaterprojekt münden wird.
Womit wir über die Zukunft zur Gegenwart kommen: Theaterprojekt des 2021 begonnenen Kurses ist die Komödie „Die Physiker“ von Dürrenmatt. Sie wirft verschiedene Fragen auf, eben auch die, ob man ‐ aufführungstechnisch ‐ in der Kirche rauchen darf. Am 2. August ist Sommertheater in der Johanneskirche im Süden von Halle.
Wer sich, wie es sich gehört, auf den Theaterabend wikipediaisierend vorbereitet hat, wird mit einer Fülle von Einfällen überrascht: Einstein und Newton kommen nicht vor, dafür Marie Curie.
Die Physiker sind Physikerinnen. Aus der Anstaltsleiterin Mathilde von Zahnd wird ein Mathieu. Kommissar Voß bleibt Kommissar Voß, dafür gibt es ihn doppelt und er bringt ein Frettchen mit, das die Beweise zur Überführung der Mörderinnen an den Tag bringen soll. Urkomisch: Missionar Rose mit seinen Buben, von denen wieder einer eine Bübin ist.
Das Lachen ist eine gute Therapie gegen die Ängste, die der ernste Hintergrund des Stückes auslösen kann, ja muss. Es geht ja nicht nur um Mord im Irrenhaus, sondern um die Welformel, mit deren Hilfe wir die Welt auslöschen können. Es geht auch um die Frage, wer denn nun wirklich verrückt ist – und da kann einem vor dem Hintergrund der Tatsache, wie viel verrückte Autokraten politiosche Macht haben und was sie mit ihr anstellen, das Lachen im Halse stecken bleiben.
Nachdenklichkeit zum Schluss: „Der Tod ist euch/dir/uns gewiss “. Über den Bühnenaufbau aus fällt mein Blick auf das Altarkreuz. Wer weiterdenkt, findet auch noch andere Gewissheiten. „Sie erleben einen heiter‐turbulenten und nachdenklichen Sommertheaterabend “, so steht es im Programmflyer zum Stück. So war es auch – und noch ein bisschen mehr.

Text: © Karsten Müller

Das Projekt wurde durchgeführt in Kooperation mit dem Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e.V. (bka).
Es wird gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Bildquelle: © Stephanie Treichel

 

 

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